Hier finden Sie die Themen für die Podiumsdiskussionen
Umweltschutz in afrikanischer Verwaltung und im Alltag, SDG 9, 13
16:00 – 17:30 Uhr
Die Folgen des Klimawandels sind in Afrika bereits spürbar. Die Durchschnittstemperatur steigt, es gab noch nie
so verheerende Dürren wie in diesem Jahr, aber auch Überschwemmungen (wie zuletzt in Südafrika) werden ein
zunehmendes Problem. Die Wüsten wachsen und Felder sind nicht mehr bestellbar. Wie präsent ist also der
Klimawandel im Alltag afrikanischer Länder? Wie reagieren die afrikanischen Regierungen darauf? Und was sind
Ansätze, um Umweltschutz im Alltag zu etablieren?
Mögliche Referierende: Vertreter*iin vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Sven Harmeling (DiplomGeograf, CARE International), Etido Essien (PhD Kandidat Uni Bayreuth), Raoul Adjete (Vorsitzender,
Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz von TANG e.V.)
Referent*innen:
Joel Kossivi Agnigbo
Joel Kossivi Agnigbo wurde im westafrikanischen Togo geboren. Er studierte Internationale Kulturgeschichte an den Universitäten Lomé und Siegen und arbeitet heute im Bereich der internationalen Zusammenarbeit für eine nachhaltige Entwicklung. Er arbeitet seit knapp 10 Jahren mit deutschen Kommunen mit ihren afrikanischen Partnern.
Im Workshop wird er über seine Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit afrikanischen Kommunen (Politik und Verwaltung) berichten. Afrikanische Kommunen sind stärker von den Folgen der Klimakrise betroffen. Dies führt dazu, dass sie sich auch täglich Mittel und Wege finden, Anpassungslösungen anzubieten. Wie dies zum Beispiel in der Kooperation mit deutschen Kommunen gelingt, wird in seinem Workshop diskutiert.
Shruti Nath
Shruti Nath ist in Kenia geboren und aufgewachsen. Sie studierte und promovierte in Klimawissenschaften an der Technischen Hochschule Zürich und arbeitet bei der NGO Climate Analytics. Ihre Arbeit befasst sich hauptsächlich mit der Modellierung der physikalischen Auswirkungen des Klimawandels, um deren unmittelbare und langfristige Folgen besser zu verstehen. Sie arbeitet auch mit dem Zentrum für Klimavorhersage und -bewertung der Länder am Horn von Afrika zusammen. Ihr Hauptinteresse gilt der Verbesserung der Darstellung von Klimamodellen in der afrikanischen Region, um die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben der Menschen besser zu verstehen.
Paul Semeh
Paul Semeh ist eine Führungspersönlichkeit mit einer klaren Vision für eine nachhaltige Zukunft. Sein Engagement für die Rechte von Kindern und seine Leidenschaft für die Förderung junger Menschen haben ihn zu einem wahren “Changemaker” in seiner Gemeinde gemacht. Als Gründer und geschäftsführender Direktor der Street Children Empowerment Foundation hat Paul sein Leben der Verbesserung des Lebens benachteiligter Kinder in Accra gewidmet.
Pauls neuestes Projekt, der Geschäftsplan für das Ökodorf Dabala, ist ein Beweis für sein Engagement für Nachhaltigkeit und positiven Wandel. Das Ökodorf ist eine nachhaltige landwirtschaftliche Gemeinschaft, die verantwortungsvolle und nachhaltige Anbaumethoden fördern, zur Ernährungssicherheit in der Region beitragen und einen Wandel hin zu einem nachhaltigeren und gerechteren Ernährungssystem anregen soll.
Das Ökodorf Dabala wird eine Reihe von landwirtschaftlichen Produkten anbieten, darunter Obst und Gemüse, Getreide und Viehzuchtprodukte, die alle nach ökologischen und nachhaltigen Anbaumethoden erzeugt werden. Das Dorf wird auch Unterkünfte, ein Restaurant, das biologische Mahlzeiten vom Bauernhof serviert, sowie ein Internat und ein Krankenhaus anbieten.
Der Markt für biologische und nachhaltige Landwirtschaft wächst rasant, und das Ökodorf Dabala ist gut positioniert, um von diesem Trend zu profitieren. Dank des fruchtbaren Bodens und des günstigen Klimas wird das Dorf eng mit den örtlichen Landwirten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass seine Produkte den höchsten Qualitätsstandards entsprechen.
Die Verwaltung und Organisation des Ökodorfs wird von einem Team erfahrener Fachleute geleitet, die sich mit nachhaltigen Anbaumethoden und Unternehmensführung bestens auskennen. Die Organisationsstruktur wird flach sein, und die Entscheidungsfindung wird dezentralisiert, um Effizienz zu gewährleisten.
Paul Semehs Engagement für Nachhaltigkeit und positiven Wandel ist eine Inspiration für uns alle. Der Geschäftsplan für das Ökodorf Dabala ist ein leuchtendes Beispiel für sein Engagement, eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft zu schaffen. Während wir uns den Herausforderungen der Klimakrise stellen, werden Pauls Vision und seine Führungsqualitäten auch künftige Generationen inspirieren.
Philmon Ghirmai
Philmon Ghirmai ist seit 2021 Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Berlin. Er studierte in Heidelberg Mittlere und Neuere Geschichte, Politikwissenschaften und Öffentliches Recht. Sein Buch „Globale Neuordnung durch antikoloniale Konferenzen“ erschien 2019. Schwerpunkte seiner politischen Arbeit sind unter anderem die gerechte Mobilitätswende in Berlin, Klimaschutz und Antidiskriminierung. Gemeinsam mit Mahret Ifeoma Kupka und Thomas Fues kuratiert er für die Heinrich-Böll-Stiftung die Veranstaltungsreihe „Dekoloniale Dialoge“.
Simon Inou – Moderation:
Simon INOU studierte in Duala (Kamerun) Soziologie und in Wien Publizistik. Von 1992 bis 1995 war er Mitbegründer und Redakteur von „Le Messager des Jeunes“, der ersten Jugendzeitung Kameruns. INOU war Chefredakteur von Radio Afrika International (radioafrika.net) in Wien (1998-2005), Mitbegründer und Chefredakteur von Afrikanet.info (2005 bis 2021). Er war Koordinator diverser (Medien-)Projekte in österreichischen Mainstream Medien (u.a. für die „Wiener Zeitung“ und „Die Presse“), organisierte die „Medien.Messe.Migration“ (2008-2015) und gründete 2007 den Verein zur Förderung interkultureller Medienarbeit M-MEDIA. Mitarbeit an Projekten wie „Diskriminierungsfreie Schulbücher für Österreich“ und „AfrikanerInnen im KZ Mauthausen“. Zurzeit beschäftigt er sich im Rahmen des Projekts „3RRR – RESTITUTION, REHABILITATION and RECONCILIATION“ mit den Fragen der Restitution Afrikanischer Kulturgüter. Er ist bei Radio ORANGE 94.0 Leiter der Ausbildung sowie des Bereichs Diversity. Diverse Auszeichnungen, u.a. 2008 mit dem österreichischen Bundes-Ehrenzeichen. Er ist Herausgeber von fresh Magazin (www.blackaustria.info) und Co-producer der Radiosendung freshVibes auf Radio ORANGE 94.0 (blackaustria.info/freshvibes).
Technologischer Wandel in Afrika und die Folgen SDG 9
14:00 – 15:30 Uhr
Aufgrund der Corona -Pandemie sind weltweite digitale Lösungen präsentiert worden, die den technologischen
Wandel noch schneller voranbringen, so auch in Afrika. 2020 wurde eine Studie der IASS veröffentlicht, die sich genau mit diesem Wandel in Afrika beschäftigt. Stefanie Kunkel, wissenschaftl. Mitarbeiterin am IASS und eine der drei Studien-Autor*innen sagt dazu: “Im Hinblick auf die positiven Auswirkungen der Digitalisierung im Kontext von Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen sind die Hoffnungen jedoch oft höher als das, was sich am Ende empirisch an positiven Effekten nachweisen lässt.” Die Urteile der Studien-Autor*innen klingen vernichtend für den afrikanischen Kontinent, so oft wird der technologische Wandel als eine Chance und Antreiber für Entwicklung gesehen. Aber wie viel ist tatsächlich dran an der Theorie angesichts dieser Aussagen aus dem wissenschaftlichen Bereich?
Referent*innen:
Kave Bulambo
Kave (Sie/Ihr) wurde von den Impact of Diversity Awards 2021 als Finalistin in der Kategorie der einflussreichsten Frauen im Bereich Vielfalt und Inklusion in Deutschland nominiert und ist eine wegweisende Pionierin auf der Mission, den Status quo rund um Frauen und unterrepräsentierte Gruppen in Frage zu stellen.
Kave hat eine außergewöhnliche Karriere in der Talentakquise aufgebaut und mit einigen der innovativsten Unternehmen der Technologiebranche in Europa zusammengearbeitet. Diese Erfahrung, gepaart mit ihrer persönlichen Reise führte sie dazu, Unternehmen und Empowerment-Gemeinschaften zu gründen und aufzubauen.
Sie ist die Visionärin hinter BlackInTech Berlin, der ersten Community von Menschen afrikanischer Abstammung in der Tech-Branche in Berlin. Darüber hinaus hat sie TalentDiverse EU ins Leben gerufen, um sowohl Frauen als auch BIPOC-Talente mit hervorragenden Karrieremöglichkeiten in der Tech-Branche zu verbinden.
Moses Acquah
Moses Acquah – Gründer von Afrolynk gUG – ein Impact Venture Afrolynk unterstützt, verbindet und bringt Start-ups, Unternehmer*innen, Investor*innen, Risikokapitalgeber*innen, KMU, Kooperationen und Organisationen zusammen, die mit dem EU-Afrika-Markt verbunden sind.
Moses ist IKT-Experte und derzeit Chief Entrepreneur/Head of Technology bei Grundfos mit langjähriger Berufserfahrung in der Technologiebranche und dem afrikanischen Startup-Ökosystem mit großem Unternehmer- und Geschäftsgeist. Er ist ein vielseitiger und agiler Mensch, ein Technologiespezialist, der mit Startups, Investoren und globalen Technologiepartnern an Technologiestrategien und -entwicklung arbeitet.
Er hat mit verschiedenen internationalen Organisationen (GreenTec Capital Partners, Microsoft/Nokia/Saytam Computers/Lincoln Industrial) in Nordamerika, Asien, Europa und Afrika zusammengearbeitet. Moses hat eine große Leidenschaft für Impact Innovation, Technologie, Unternehmertum und Nachhaltigkeit.
Paawana Abalo
Paawana Abalo ist als Referentin für frankophones West- und Zentralafrika beim Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V. für die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen deutschen bzw. europäischen und afrikanischen Unternehmen zuständig. Die frankophone Managerin beschäftigt sich seit langem mit dem afrikanischen Kontinent, zunächst als Journalistin für den nationalen Rundfunk in ihrem Heimatland Benin sowie als freiberufliche Westafrika-Korrespondentin für die internationale Presseagentur Reuters in Dakar, anschließend als Französischdozentin an der York Universität in Toronto, Kanada, und nun als Managerin im Bereich der freien Wirtschaft in Deutschland. Dank ihrer beruflichen Erfahrung auf diesen drei Kontinenten weiß sie um den enormen Einfluss, den die Technologie auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes ausübt und der auch beim Aufschwung des afrikanischen Kontinents zu beobachten ist. Beim Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft ist Paawana Abalo neben frankophonem West- und Zentralafrika außerdem für die Themen Kreislaufwirtschaft und Wasser, Digitalisierung und Frauen zuständig.
Jérôme Monteu Nana
Jérôme Monteu Nana , Elektroingenieur, Experte für Softwareentwicklung bei SAP (Software und Anwendung in der Produktion). Er ist außerdem Förderer und Anwendungsmitglied des Netzwerks CASA-NET (dem zahlreiche kamerunische Diaspora-Verbände angehören) und des Forums DAVOC (Draw a Vision of Cameroon), dessen Aufgabe es ist, die Entwicklung Kameruns durch das Fachwissen der kamerunischen Diaspora im Allgemeinen zu unterstützen.
Im Rahmen seiner Tätigkeit für das SAP-Unternehmen setzt sich Herr Monteu Nana auch für die Verbreitung von Programmierkenntnissen in Schulen in Afrika ein, insbesondere in Kamerun das Programm Africa Code Week.
Deutsche Städtepartnerschaften mit afrikanischen Städten/Kommunen im Vergleich zu anderen deutschsprachigen/europäischen Partnerschaften und im Vergleich zu innereuropäischen Partnerschaften, SDG 17
17:00 – 18:30 Uhr
90% der deutschen Städtepartnerschaften sind innerhalb Europas, dazu gehören beispielsweise so prestigeträchtige Partnerschaften wie Berlin-Paris oder Berlin-Warschau, die oft nach dem zweiten Weltkrieg gegründet wurden, um eine stärkere europäische Einheit zu gewährleisten. Innereuropäische Partnerschaften sind oft über gemeinsame Projekte des Kulturaustauschs wie „Freundschaft geht durch den Magen“ (Berlin-Paris) oder das „Krzyżowa-Music Gastspiel im Konzerthaus“ (Berlin-Warschau) bekannt. Sind die Partnerschaften zu afrikanische Ländern damit vergleichbar oder gibt es Unterschiede?
Referent*innen:
Akinola Famson
Akinola ist ein Kulturvermittler, Berater, Referent und engagiert sich in verschiedenen entwicklungspolitischen Prozessen, Kultur- und Bildungsprojekten im In- und Ausland. Ein gefragter Referent im Bereich „inter-,/transkulturelle Beziehungen und Fragestellungen“.
Akinola ist Promotor für Globale Solidarität im Rahmen des Eine Welt-Promotor*innen-Programms und Vorstandsmitglied des Afrika-Rat Berlin Brandenburg e. V. (Dachverband afrikanischer Vereine, Initiativen in den Ländern Berlin und Brandenburg).
Als Promotor versucht er mithilfe von Bildungsveranstaltung bzw. Info- und Dialogveranstaltungen und einer umfassenden Analyse der afro-diasporischen Strukturen im Berliner Kiez und Bezirken, die afrikanischen Organisationen, Vereine und Initiativen für entwicklungspolitische Fragen zu sensibilisieren und globale Solidarität Austauschprozesse anzustoßen.
Renée Eloundou
Ist gebürtige Kamerunerin und lebt in Deutschland seit mehreren Jahren. Sie hat Kulturwissenschaften studiert und engagiert sich seit mehreren Jahren für die gesellschaftliche Teilhabe Menschen afrikanischer Abstammung in Deutschland , gegen den antischwarzen Rassismus und aktuell für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte Deutschlands mit einer verbindlichen Verabschiedung von dazu passenden Maßnahmen auf der gesetzlichen Ebene. Sie leitet aktuell die Koordinierungsstelle für ein gesamtstädtisches Konzept zur Aufarbeitung Berlins kolonialer Vergangenheit und bringt sich ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen sowie in eigenen Projekten ein. Derzeit bringt die Koordinierungsstelle in unterschiedlichen Arbeitsgruppen zum Thema Städtepartnerschaft Berlins mit Städten und Kommunen aus dem Globalen Südens ein, die sowohl von der Berliner Verwaltung als auch von der Zivilgesellschaft initiiert wurden.
Dr. Joy Alemazung
Ausstehende Entschuldigungen und nicht stattfindende Rückgaben: Verleugnet Deutschland die eigene Kolonialgeschichte?
12:00 – 13:30 Uhr
Deutschland hat eine lange Kolonialgeschichte, aufgrund anderer historischer Ereignisse im 20. Jahrhundert wird diese jedoch weniger ausgeprägt thematisiert als in anderen europäischen Ländern und wird von anderen Gräueltaten der Deutschen überschattet. Dennoch kann diese Geschichte nicht komplett verschwiegen werden.
Geraubte Kunstgegenstände wurden teilweise immer noch nicht zurückgegeben, der Völkermord an Herero und Nama wurde erst 2016 von der deutschen Regierung als Völkermord bezeichnet, und in der schulischen Bildung ist Kolonialgeschichte selten ein intensiv behandeltes Thema. Verleugnet Deutschland die eigene Geschichte oder wird dieser Teil der Geschichte einfach nicht als wichtig genug eingestuft?
Referent*innen:
Israel Kaunatjike
Israel Kaunatjike wurde 1947 in Okahandja, dem Gedenkort der Herero, in Namibia geboren. Seit 1970 lebt er in Berlin. Als Herero-Aktivist engagiert er sich für die Anerkennung des Völkermordes an den Herero und Nama im damaligen Deutsch- Südwest-Afrika, heute Namibia. In Berlin ist er Mitglied des Bündnisses „Völkermord verjährt nicht“ und arbeitet mit Berlin Postkolonial e.V.
Dr. Boniface Mabanza Bambu
In der Demokratischen Republik Kongo unter der Militärdiktatur Mobutus geboren und promovierte an der Universität Münster zum Thema „Gerechtigkeit kann es nur für alle geben. Globalisierungskritik aus afrikanischer Perspektive“. Er arbeitet als Koordinator der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika in der Werkstatt Ökonomie/Heidelberg seit 2008 mit den Schwerpunktthemen Handelspolitik, Rohstoffpolitik und Globalisierung und Trainer für Entwicklungspolitik und Antirassismus für verschiedene Institutionen. Er ist aktiv in zahlreichen Netzwerken der Afrikanischen Diaspora in Deutschland und Europa, hat zahlreiche Artikel zu verschiedenen afrika-relevanten Themen veröffentlicht, war Gastprofessor an der Goethe Universität Frankfurt und von 2018 bis Mai 2021 eines der 24 Mitglieder der Fachkommission Fluchtursachen der Bundesregierung.
Marianne Ballé Moudoumbou